Bruchlandung in Ramstein kostet 21 Millionen Dollar

Nach der Bruchlandung in Ramstein: Deformierter Rumpf der Hercules Transportamschine (Wellenform in der Bildmitte). Foto: Untersuchungsbericht

Das dunkle Brummen der Motoren der schweren Hercules Transportmaschinen der amerikanischen Luftwaffe wird in der Metropolregion bei Formationsflügen oder beim Ostanflug auf den nur 75 Kilometer entfernten amerikanischen Luftwaffenstützpunkt Ramstein oft vernommen. Am 23. April 2020 um 17.08 Uhr kam es bei der Landung einer viermotorigen Hercules C-130J Transportmaschine der in Ramstein stationierten 37th Airlift Squadron, 86th Airlift Wing beinahe zu einer Katastrophe: Die Maschine setzte zu hart auf der Landebahn 26 in Ramstein auf. Die Piloten leiteten umgehend ein Go-Around ein, ein Durchstartemanöver, bei dem nur das Hauptfahrwerk den Boden berührte, nicht aber das Bugfahrwerk. Im zweiten Anlauf konnte die Besatzung die Maschine dann sicher in Ramstein landen.

Rückenwind soll Ursache gewesen sein

Es sollte ein normaler Trainings- und Bewertungsflug werden, wie der jetzt veröffentlichte Untersuchungsbericht die Ereignisse schildert. Bei einem steilen Start und einer steilen Landung mit Vollbremsung, wie sie in Kriegsgebieten zur Vermeidung von Feindkontakt oft geflogen werden, sowie bei einem anschließendem Formationsflug mit zwei anderen Hercules sollten die Fähigkeiten der Piloten von einem Flugbeobachter im Cockpit bewertet werden. Doch bereits bei der ersten Aufgabe passierte der Vorfall.

Zunächst sollen ungünstige Windverhältnisse bei der missglückten Landung eine Rolle gespielt haben, wie die Aufzeichnungen der Gespräche im Cockpit nach dem Durchstarten ergaben: Rückenwind soll demnach für die harte Landung verantwortlich gewesen sein. Daher wurde die zweite Landung in entgegengesetzter Richtung auf Landebahn 08 durchgeführt. Nach der sicheren Landung und visuellen Inspektion des Flugzeuges in Vorbereitung zum Start zum Formationsflug wurden erste Schäden am Rumpf festgestellt, zu dem Formationsflug kam es schon nicht mehr.

Untersuchungsbericht nennt menschlichen Fehler als Ursache

Der jetzt veröffentlichte Untersuchungsbericht kommt nun aber zu einem anderen Ergebnis als Ursache für den Vorfall. Demnach habe der Wind keine Rolle gespielt. Vielmehr leitete die Besatzung zu früh die bei dieser Art der Landung vorgesehene Reduzierung der Leistung der vier Turboprop-Triebwerke ein. Schon bei 70 Fuß über Grund (21,3 Meter) reduzierte die Besatzung kurz vor der Landung demnach die Leistung der Triebwerke. Diese Reduzierung der Triebwerksleistung hätte gemäß Vorschrift für diese Art von Landung aber erst bei 20 Fuß (6,1 Meter) erfolgen sollen. In der Folge befanden sich die Triebwerke bereits in einer Höhe von 45 Fuß (13,7 Metern) im Leerlauf. Ohne Leistung durch die Triebwerke sank das Flugzeug aber auf den letzten Metern vor dem Aufsetzen schneller als es sollte: Mit 834 Fuß (254 Meter) pro Minute statt der maximal vorgeschriebenen Sinkrate von 540 Fuß (164,6 Meter) pro Minute raste die Maschine in Richtung Boden. Zu diesem Zeitpunkt blieben der Besatzung noch zweieinhalb Sekunden bis zum Aufsetzen.

Bei 30 Fuß (9,1 Meter) bemerkte die Besatzung fast gleichzeitig die Abweichung und erhöhte die Leistung der Triebwerke wieder. Zu diesem Zeitpunkt erreichte das Flugzeug die maximale Sinkrate von 1005 Fuß (306 Meter) pro Minute. Nach weiteren anderthalb Sekunden kam die Anweisung der Piloten zum Durchstarten, doch in dem Moment schlug die Maschine schon hart auf der Landebahn auf.

Erdanziehungskraft um Vielfaches überschritten

Nach der sicheren zweiten Landung sowie bei den intensiven Untersuchungen der Maschine in den folgenden Tagen wurden massive Schäden am Rumpf, dem Hauptfahrwerk sowie an den Tragflächen und den Motoren festgestellt. Der Rumpf der Maschine war an einigen Stellen verbogen wie eine Tube Tomatenmark, Nieten zur Aufhängung der Flügel und Triebwerke waren gebrochen oder gar rausgerissen, mechanische Teile der Triebwerke und des Fahrwerks waren beschädigt und auch im innern der Maschine gab es schwere Beschädigungen an Trägerteilen. Bei der harten Landung hatte die Maschine ihre maximale Belastungsgrenze von 2 G (Erdanziehungskraft) um ein Vielfaches überschritten. Sie krachte mit 3,62 G auf die Landebahn, wie Berechnungen ergaben.

Nach der Bruchlandung in Ramstein: Herausgerissene Nieten an der Aufhängung des linken Flügels der Hercules Transportamschine. Foto: Untersuchungsbericht

Weitere Faktoren haben zum Unfall beigetragen

Der Untersuchungsbericht listet neben der Hauptursache noch weitere Faktoren auf, die den Vorfall begünstigt haben. Dazu zählen mangelnde Trainingsmöglichkeiten bei zu vielen Einsätzen sowie auch fehlende Markierungen auf der Landebahn, die bei solchen Übungen hilfreich sind. Auch eine Software-Update wurde im Untersuchungsbericht vorgeschlagen, um in Zukunft computergesteuert vor solchen harten Landungen zu warnen.

Die US Air Force sagte zu, die Empfehlungen des Untersuchungsberichtes umzusetzen, um sichere Operationen zu gewährleisten. Am Ende kostete die Instandsetzung der Maschine nach der Bruchlandung 20.917.089 Dollar (etwa 17 Millionen Euro). Aber zum Glück gab es keine Verletzten oder gar Tote zu beklagen.

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