Der ADFC Heidelberg/Rhein-Neckar hat sich vorgenommen, auf der Bundesautobahn A656 Heidelberg-Mannheim am 4. Juli eine Fahrraddemonstration zu organisieren. Die Idee ist ernst gemeint, notfalls würde der ADFC auch klagen wollen, um das Vorhaben zu realisieren, wie es in einer Pressemitteilung heißt.
Eine Rad-Demo auf der Autobahn? Das klingt im ersten Moment etwas verrückt, doch so ganz abwegig ist die Idee nicht. Die Verantwortlichen wollen auf die Notwendigkeit hinweisen, dass auch Radwege (und besonders Radschnellwege) als gerade Verbindungen des kürzesten Weges gebaut werden sollen: Da ist die fast schnurgerade A656 natürlich ein gutes Beispiel.
Aber es gibt noch ein weiteres Argument, warum Autobahnen für Radfahrer so wichtig sind und sie deshalb auch dort ihre Anliegen in Form von Protest vorbringen sollten und dürfen: Schließlich werden Sperrungen von Radwegen ja auf der Webseite der Autobahn GmbH des Bundes www.autobahn.de publiziert, wie eine jüngste Sperrung gezeigt hat.
Frei Fahrt für Autofahrer, aber Radweg tagelang gesperrt
Was war passiert? Anfang Mai wurde die Autobahnbrücke und Neckarquerung der A6 zwischen Feudenheim und Seckenheim technisch überprüft, ein Check, der alle sechs Jahre von der Niederlassung Südwest der Autobahn GmbH des Bundes durchgeführt werden muss. Die Neckarbrücke ist technisch einwandfrei, so das Ergebnis nach zwei Tagen Arbeit. Und der Autobahnverkehr wurde nicht behindert, so die zweite gute Nachricht, für die selbst der SWR autofahrerkonforme Worte fand: „Als Autofahrer merkt man von der Kontrolle übrigens nichts.“ Doch dass dafür zwei Tage lang der Radweg auf der Neckarbrücke gesperrt war und der Neckar nicht mehr gequert werden konnte, ist die andere Seite der Geschichte.
Vierspurig plus zwei Standstreifen ist die erst 20 Jahre alte Autobahnbrücke breit, dazu kommt auf östlicher Seite noch ein von der Autobahn getrennter Fuß- und Radweg, auf dem der nicht-motorisierte Verkehr den Neckar queren kann. Die Querung ist wichtig, alternative Neckarquerungen für Radfahrer befinden sich entweder bei der 2,7 Kilometer in westlicher Richtung entfernten Neckarschleuse oder in östlicher Richtung in zwei Kilometer Entfernung in Seckenheim.
Doch diese gut an das Radverkehrsnetz angebundene Neckarquerung war wegen der Hauptprüfung der Autobahnbrücke zwei Tage lang, vom 10. Mai 8 Uhr morgens bis zur Mittagszeit des 11. Mai, nicht mehr passierbar. Denn für die Prüfung der Brücke stand eine Arbeitsbühne auf dem Radweg, wodurch es kein Durchkommen für Radfahrer oder Fußgänger über die Brücke mehr gab. Das kam einer Vollsperrung des Radweges gleich.
Mangelhafte Hinweise für Radfahrer
Und wie wurden die Radfahrer auf diese Vollsperrung hingewiesen? Gar nicht, wie Gerd Hüttmann vom ADFC Mannheim auf Anfrage erklärt: „Das Autobahnbetriebsamt (jetzt Autobahn GmbH) war uns gegenüber nie besonders mitteilsam.“ Die Stellen und Vereine, die die meisten Radfahrer erreichen könnten, wurden demnach nicht über die Sperrung informiert.
„Auf die Sperrung wurde bereits eine Woche zuvor ab Dienstag, 04. Mai, direkt an den Aufgängen zum Geh- und Radweg an der Neckarbrücke hingewiesen“, wie ein Pressesprecher der Autobahn GmbH des Bundes erklärt. Wer die Strecke also regelmäßig mit seinem Rad befährt, etwa als radfahrender Pendler, der hätte informiert sein können. Wer aber nur gelegentlich die Strecke befährt, der stand ab Montagmorgen vor gesperrter Brücke und war gezwungen, eine vier bis fünf Kilometer lange Umleitung zu radeln.
Umleitung für Radfahrer führt über einen Treppenaufgang
„Ebenso wurde an den Absperrungen von der zuständigen Autobahnmeisterei Mannheim-Seckenheim eine Umleitungsskizze zur Überquerung des Neckars an der Carlo-Schmid-Brücke angebracht.“ Das hört sich zunächst dankenswert an, doch ist die Carlo-Schmid-Brücke (das ist die B38a Neckar-Überquerung bei Neuostheim) gar kein Radweg, sondern nur ein Fußweg. Die Brücke kann auf südlicher Seite nur über ein Treppenbauwerk mit vielen Stufen erreicht werden. Für einen Rennradfahrer sicherlich kein Problem, sein leichtes Rennrad zu Schultern. Für einen Fahrer eines Lastenrades oder eines Rades mit Anhänger ist die Carlo-Schmid-Brücke jedenfalls nicht zu befahren, die Umleitung demnach also völlig nutzlos.
Und noch etwas ist auffällig: Warum erfährt der Radfahrer von der Sperrung erst, wenn er direkt vor dem Sperrgitter steht? Den Autofahrer weisen ja auch schon viele Kilometer vor Mannheim Umleitungsschilder darauf hin, dass es derzeit auf den Rheinbrücken zu Staus kommen könnte und wie er den Bereich großräumig umfahren sollte. Doch für Radfahrer eine Umleitung einzurichten und schon frühzeitig auf die Sperrung hinzuweisen, also schon in Seckenheim oder auf Höhe der Mannheimer Schleuse, ist offenbar nicht notwendig, im zweifelsfalle muss er 2,7 Kilometer wieder zurück fahren.
Autobahn-Webseite informiert über gesperrten Radweg
Die Niederlassung Südwest der Autobahn GmbH informierte die Presse über die ab Montagmorgen den 10. Mai gesperrte Brücke erst am vorherigen Werktag, am Freitag, den 7. Mai. Und zudem waren nach Auskunft der Presseabteilung die Information zur Brückensperrung für Radfahrer ab diesem Zeitpunkt auch auf der Niederlassungswebseite der Autobahn GmbH des Bundes publiziert – auf www.autobahn.de.
Wenn sich Radfahrer für ihre Routenplanung allen Ernstes auf der Webseite www.autobahn.de über gesperrte Radwege informieren müssen, dann ist ein Radfahrerprotest auf Autobahnen durchaus legitim. Und zwar nicht am Sonntagmittag, sondern Montagmorgen um 8 Uhr. Und die Autobahnsperrung sollte dann auch nur auf der Webseite www.radweg.de angekündigt werden.