Als Innenverteidiger Leonardo Bonucci in der 67. Minute den Ausgleich für Italien erzielte, wurde klar, was in dieser Nacht bei einem Sieg Italiens zu erwarten wäre: Viel Pyrotechnik, lautstarker Jubel und eine riesige, kaum zu bändigende Freude der italienischen Fans. Das war um 22.30 Uhr. Anderthalb Stunden später wurde Italien tatsächlich Europameister – die Party der italienischen Fans ging dann aber erst richtig los.
Schon beim Anpfiff gab keinen freien Platz mehr, sämtliche Bars, Cafés und Restaurants waren komplett bis auf den letzten Platz besetzt. Außer Fußballregeln galten in dieser Nacht keine anderen Regeln mehr, die Nähe zur Großbildleinwand definierte die Abstände der Fans untereinander. Und wer keinen Platz mehr im Restaurant bekam, der schaute sich das Spiel von der Straße aus an. Einzig in einigen Pubs konnten Abstandsregeln noch gut eingehalten werden.
Nach dem Siegestreffer um kurz vor Mitternacht galten ohnehin keine Abstandsregeln mehr, die italienischen Fans lagen sich in den Armen und feierten den Sieg ihrer Mannschaft. Zu hunderten zogen sie zu Fuß zum Wasserturm, die Polizei hatte da schon wieder sämtliche Autokorso-Straßen in der Stadt gesperrt. Statt Maske im dichten Gedränge gab es blaue Trikots, grün/weiß/rote Fahnen und viel frenetischer Gesang.
1.200 Fans kamen vergangene Woche beim Sieg gegen Belgien an den Wasserturm, am Dienstag beim Sieg gegen Spanien waren es nur noch 600, doch zum Titelgewinn kamen nach Polizeiangaben am Sonntagabend mehr als 2.500 Fans. Es wurde gesungen, getanzt, Fahnen geschwenkt und es wurde einfach nur überglücklich gefeiert.
Die Polizei versuchte vergeblich, die Fans langsam zum heimgehen zu überreden, aber die Durchsagen aus den Polizeiwagen gingen in den Gesängen der italienischen Fans am Wasserturm völlig unter. Und selbst als die Polizei starkes Scheinwerferlicht anschaltete, ließen sich die Fans nicht beirren. Noch um 2 Uhr schien es, als wollten einige hundert Fans diese historische Nacht ganz und gar nicht zu Ende gehen lassen wollen.
Update 1
Während es in der Nacht noch hieß, dass etwa 2.500 Fans vor dem Wasserturm gefeiert hätten, spricht die Polizei in ihrem Abschlussbericht nun von rund 3.500 Personen, die sich auf dem Friedrichsplatz versammelt hätten. Auch Kommunikationsteams der Polizei waren gemäß dem Bericht am Wasserturm im Einsatz, um äußerst emotional reagierende und aufpeitschende Personen zu beruhigen.