„Es ist der schönste Ausblick auf Heidelberg“, schwärmt die Stadträtin und Vorsitzende der CDU Ziegelhausen/Peterstal Nicole Marmé vom Kanzlerblick und erntet dafür viel Applaus von den zahlreichen Gästen. Sie war Conférencière am Samstagmittag beim Empfang der CDU auf diesem historischen Platz oberhalb des Stift Neuburg. In einer feierlichen Zeremonie wurde an den langjährigen Bundeskanzler Helmut Kohl erinnert, auch der 75. Geburtstag der CDU in Ziegelhausen und Peterstal war Anlass für die Zeremonie, das Ende einer politischen Ära wurde an diesem Samstag langsam eingeläutet und auf eine neue hingearbeitet, ein sanierter Platz übergeben, eine Sitzbank und eine Erinnerungstafel eingeweiht und auch eine Anekdote kam zu besonderer Ehre.
„Der Platz ist hergerichtet worden, damit wir alle in die Pfalz schauen können“, Marmé erntet diesmal viele Lacher für ihre gekonnte Anspielung auf jene Begebenheit, die sich vor 29 Jahren ereignete und den Platz seinem Namen Kanzlerblick gab: Damals sollen die beiden Ziegelhäuser Josef Weber und Sixtus Stadler dort nicht nur den schönen Ausblick genossen haben, sondern auch mal wieder über Gott und die Welt diskutiert haben. Da kam eine Gruppe Wanderer vorbei: „Wäret ihr so groß wie ich, könntet ihr über die Hecken in die Pfalz gugge“, war aus der Gruppe zu hören. Stadler meinte nur zu Weber: „Der hot a Stimm wie da Kohl“, worauf die Stimme antwortete: „Ich bin der Kohl.“ So kam der Platz zu seinem Namen Kanzlerblick.
Heidelbergs Oberbürgermeister Eckart Würzner (parteilos) schaute Samstagmittag kurz vorbei und auch die lokale Politikprominenz der CDU aus Heidelberg war gekommen, inklusive dem CDU Kreisvorsitzenden und Bundestagskandidaten Alexander Föhr. Von den langjährigen Freunden und Wegbegleiter Kohls kamen der ehemalige Ministerpräsident Bernhard Vogel ebenso wie der derzeitige Heidelberger Bundestagsabgeordnete Karl A. Lamers. Auch Eckhard Seeber war unter den Gästen, er war Kohls persönlicher Fahrer und legte mit ihm Millionen Kilometer zurück.
„Es ist eine Würdigung von Helmut Kohl“, sagte Vogel bei seiner Rede, „ich fühle mich mit Helmut Kohl auf das Engste verbunden, er ist einer der größten Staatsmänner in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.“ Vogel erinnerte an die gemeinsame Studienzeit mit Kohl in Heidelberg und an seine Zeit als Gemeinderat dort, die er dank der Nähe zu den Menschen als eine sehr dankbare Zeit beschreibt. Mit Blick auf die Bundestagswahl appellierte Vogel an Föhr: „Heidelberg soll in Berlin in guten Händen bleiben.“
Auch Lamers spornte seinen „potentiellen Nachfolger“ Föhr in seinem Wahlkampf an: „You have a mission“, gab er ihm mit auf den Weg. Wie wichtig solche Unterstützung ist, zeigte Lamers an seinen ehemaligen Ziegelhäuser Gönner und Förderer Stadler, den er als seinen Spiritus Rector bezeichnete. Lamers machte am Samstag noch immer anspornenden Wahlkampf und er machte auch vielversprechenden Mut ohne dabei melancholisch zu wirken: Denn nach 27 Jahren im Bundestag ist dies seine letzte Amtszeit. „Ich bin dankbar für das Leben, zu dienen und Verantwortung zu tragen. Mein Mandat bedeutet, für Menschen da zu sein.“ Lamers betonte, dass er nicht nur bis zur Wahl am 26. September arbeiten werde, sondern darüber hinaus bis zur konstituierenden Sitzung des neuen Bundestages.
„Wie gebe ich den Dank zurück?“, fragte sich Lamers bei der Suche nach einer bleibenden Erinnerung für seine Amtszeiten. Da kam ihm zusammen mit Bernhard Stadler, dem Sohn des Sixtus Stadler, die Idee mit der Sitzbank, die er jeweils den zwölf Städten und Gemeinden aus seinem Wahlkreis stiften wird. „Es ist eine nachhaltige Idee, um in der schnelllebigen Zeit zur Ruhe zu kommen und den Blick nach vorne zu richten“, wie Lamers sein Abschiedsgeschenk beschreibt.
Am Kanzlerblick steht nun die erste der zwölf Lamers-Bänke, die am Samstag feierlich eingeweiht wurde. Auch die Erinnerungstafel am neu sanierten Kanzlerblick wurde enthüllt, ehe sich Vogel noch ins Goldene Buch von Ziegelhausen eintragen musste: „Mit einer Unterschrift kommen wir jetzt von einem auf drei Ministerpräsidenten in dem Goldenen Buch“, scherzte Föhr in seinem Schlusswort, denn Vogel war sowohl Ministerpräsident in Rheinland-Pfalz als auch in Thüringen.