Morgens stapeln sich die Berliner in den Bäckereien der Metropolregion fast bis zur Decke und schon am frühen Mittag sind sie vielerorts alle weg. Es sieht so aus, als würden sich die traurigen Karnevalisten und Fasnachter in den eigenen vier Wänden mit vielen frischen Berlinern über die ausgefallene Kampagne hinweg trösten. „Leider ist es nicht ganz so“, korrigiert Peter Görtz von der Ludwigshafener Bäckerei Görtz die Beobachtung: „Wir freuen uns natürlich sehr, dass viele Kunden auch zuhause Fasching feiern und Berliner essen. Aber die Berliner-Verkäufe bleiben dieses Jahr weit hinter einem normalen Jahr zurück.“
Normalerweise backen sie am Rosenmontag etwa 35.000 Berliner, am Faschingsdienstag kommen nochmals um die 25.000 Stück des Hefegebäcks dazu, das auch Berliner Pfannkuchen, Krapfen, Kreppel oder vornehm französisch auch boules de Berlin genannt wird: Berliner Bollen. 1756 soll sie ein Berliner Zuckerbäcker erfunden haben, der als Kanonier unter Friedrich dem Großen dienen wollte und sich leider als wehruntauglich erwies. Als Feldbäcker durfte er jedoch beim Regiment bleiben und buk als Dank die flachen Pfannkuchen fortan in Ballenform wie Kanonenkugeln.
Das Zubereiten von 60.000 Berlinern ist nicht nur eine logistische Meisterleistung, es erfordert auch sehr viel Arbeit. „Wir bereiten uns wochenlang darauf vor“, so Peter Görtz: „Ein großes Dankeschön an alle Bäcker in den Backstuben!“ Dass sie im Pandemie-Jahr deutlich weniger backen liegt an der abgesagten Straßenfasnacht und den ausgefallenen Umzügen: „Diese Kunden fehlen“, wie Peter Görtz den Rückgang erklärt.
Doch als Jammern oder Klagen will er das nicht verstehen: „Wir sind sehr dankbar, dass wir in dieser für viele Branchen schweren Zeit als Bäcker unsere Kunden bedienen können, auch wenn die Umsatzverluste groß sind.“ Er ist und bleibt optimistisch und schaut nach vorne: „Wir freuen uns auf Fasching 2022!!“