„Wir wollen unseren Beitrag leisten, dass es vorwärts geht“, erklärt Orazio Randazzo am Freitagmorgen auf Turley. Vor 15 Tagen hat er zusammen mit seiner Mannheimer Bietergemeinschaft das Campus-Gelände auf dem Turley-Areal zugeschlagen bekommen. Das war am 13. Oktober 2022 zwangsversteigert worden, da der bisherige Entwickler des Turley-Areals, der Frankfurter Bauunternehmer Thomas Egon Bock, schon seit Jahren dort nicht mehr weiterbaute.
„Hier ist noch viel zu tun“, so Randazzo mit dem Blick nach vorne. Er ist Geschäftsführer und Miteigentümer der Mannheimer Tiefbaufirma BIENCO GmbH. Zusammen mit seinen neuen Partnern planen sie bereits die ersten dringenden Maßnahmen auf Turley wie etwa die Wegsicherung oder die Beleuchtung, die seit Jahren fehlt.
Seit 2016 auf Turley aktiv
Seit 2016 ist die BIENCO für Bock auf Turley aktiv und hat die Außenanlagen für die Projekte Spring, Greene und Sullivan angelegt. Auch auf Campus war er aktiv: „Bock hatte alles bis ins Detail geplant“, wie Randazzo sich erinnert: „Selbst die Mischung der Pflastersteine mit Basalt und Porphyr war genau vorgegeben.“
Doch Ende 2018 war auch für die BIENCO auf Turley Schluss, die Arbeiten mussten wegen Bock eingestellt werden, noch bevor irgendetwas richtig fertig gestellt war. „Die Vorbereitungen liefen bereits, um dort vier Bäume zu pflanzen“, so sah es die damalige Planung vor. Doch die Bäume wurden 2018 nicht mehr gepflanzt.
Vier Bäume für die vier neuen Partner
Randazzo macht 2022 quasi nahtlos dort weiter, wo er 2018 aufhören musste. „Es ist Zufall, dass wir einst vier Bäume pflanzen sollten und heute eine Bieter- und Käufergemeinschaft von vier Leuten sind,“ so Randazzo: „Jeder Baum steht heute somit für einen von uns vieren.“
Es sind vier Meter hohe Gleditsia triacanthos Skyline-Bäume, die die BIENCO-Mitarbeiter zusammen mit den Mitarbeitern der Müller Lebensraum Garten aus Mauer bei Heidelberg auf Turley pflanzen. Doch eigentlich sind es nur drei Bäume, die sie an diesem Tag setzen: Die vierte Grube für den letzten Baum befindet sich mittlerweile auf dem Nachbargrundstück, das eine Investorengruppe aus Kuweit gekauft hat. „Mit denen müssen wir erst reden.“
Einspruch gegen Zwangsversteigerung
Randazzo und seine Partner haben derweil noch mit Anderen zu reden: Denn der Schuldner Bock hat über seinen Anwalt unmittelbar nach der Zwangsversteigerung Beschwerde eingelegt. Nach deren Auffassung wäre durch den Wegfall des insolventen Komplementärs die Schuldnergesellschaft auch aufgelöst. Dadurch wäre auch eine ordnungsgemäße Mitwirkung des in der Privatinsolvenz befindlichen Thomas Egon Bock offenbar nicht sichergestellt gewesen.
Die mit der Einlegung von Rechtsmitteln vom Schuldner geforderte Frist bis Ende März 2023 hätte erst einmal den möglichen Beginn von Arbeiten auf Turley bis dahin verzögert. Doch das Amtsgericht in Mannheim sieht die Firma als nicht untergegangen, die besteht damit weiter als Liquidationsgesellschaft bis zum Abschluss der Liquidation fort. Auch das angeordnete Privatinsolvenzverfahren gegen Bock sieht das Amtsgericht als unbeachtlich für die Zwangsversteigerung.
Eine neue Fristfestsetzung bis Mitte November diesen Jahres sehen Randazzo und seine Partner als positives Signal, dass das Einspruchsverfahren zu deren Gunsten entschieden wird und sie dann ganz regulär loslegen können. „Wir wollen das hier fertigstellen“, so Randazzo. Die ersten Schritte sind bereits getan.