Weihnachtsmärkte, Rendezvous, Feuerwerke, Musikfestivals, Hochzeitsmessen, Mittelaltermärkte, Schloss in Flammen, Konzerte, Messen, Ausstellungen, politische Aktionen und noch ernstzunehmende Demonstrationen, bei denen es kein Grad mehr wärmer werden darf oder Miethaie angegriffen werden…..
Was bis Anfang 2020 noch ganz normal war, gibt es heute nicht mehr. Die Realität im Frühjahr 2021 ist dank Corona eine andere geworden, in der es keine Veranstaltungen mehr gibt: Statt mit Veranstaltungsplakaten ist die Innenstadt in Mannheim mit roten Corona-Plakaten zur Maskenpflicht tapeziert. Der Regen der vergangenen Wochen hat den Maskenplakaten schwer zugesetzt und sie teilweise oder auch ganz abgewaschen. Doch hinter den Corona-Plakaten lockt die Sehnsucht, denn die abgewaschenen Plakate geben den Blick frei auf das, was im Lockdown sehnlichst vermisst wird. Es kommen ältere Plakate zum Vorschein, die an stattgefundene Veranstaltungen erinnern als Corona noch ein mexikanisches Bier war und sonst nichts. Oder sie erinnern schmerzlich an die Vorfreude auf Veranstaltungen, die letztlich dann wegen der Pandemie abgesagt werden mussten. Die Fotostrecke dokumentiert eine Auswahl an solchen Plakaten.
Statt Maskenpflicht eröffnen sich neue Horizonte: Werbung im März 2021 für den Weihnachtsmarkt in Michelstadt in Mitten der vorwiegend von Menschen mit türkischem Migrationshintergrund bewohnten G- und H-Quadrate. Foto: Dieter Leder
Von den einsitigen Plakaten ist auf dem Träger am nördlichen Ende des Marktplatzes nicht mehr viel übrig: Das Plakat zur Maskenpflicht von 2021 ist komplett verschwunden und von dem Plakat darunter heften nur noch letzte Fragmente auf dem Plakatträger. Dennoch reicht es aus um es zuzuordnen: Es warb einst für die Hochzeitsmesse TRAU am 12. Januar 2019 in der Ebert-Halle in Ludwigshafen. Da gab es noch kein Corona. Foto: Dieter Leder
Globler Klimastreik von 2020 kommt unter dem in der Kunststraße abgefallenem Maskenschutzplakat von 2021 hervor: In ganz Deutschland haben am 25. September 2020 mehr als 400 Aktionen mit über 200.000 Teilnehmern stattgefunden, in Mannheim haben damals etwa 2.000 Mensch gegen die Erderwärmung demonstriert. Foto: Dieter Leder
Als Chako Habekost die Operngala mit Feuerwerk im Schloss am 10. Juli 2019 moderierte, stand die Welt noch nicht Kopf. Das Orchester des Nationaltheaters spielte damals noch frei von jeder Maskenpflicht. Daran erinnert das Plakat in der Marktstraße. Foto: Dieter Leder
Komplett abgewaschen ist das Plakat zur Maskenpflicht in der Breiten Straße und gibt den Blick frei auf die Plakataktion der Grünen von 2020 anlässlich dem Mietskandal des mittlerweile wegen dem Maskenskandal zurückgetretenen CDU-Bundestagsabgeordneten Nikolas Löbel. Foto: Dieter Leder
Zwischen Rollwagen von Marktteilnehmern versteckt gibt ein abgewaschenes Maskenpflicht-Plakat auf dem Marktplatz den Blick frei auf eine Zeit, als es Corona noch nicht gab: Das Lichterfest im Schwetzinger Schlossgarten fand am 27. Juli 2019 statt. Foto: Dieter Leder
Ute Lemper hatte am 15. November 2020 ein Rendezvous mit Marlene geplant, wie das abgewaschene Maskenpflichtplakat in der Fressgasse verrät. Das Konzert musste wegen dem Lockdown verschoben werden und soll nun am 11. November 2021 nachgeholt werden. Foto: Dieter Leder
Mittelalterliches kommt unter dem teilweise abgewaschenem Plakat in den Q-Quadraten zum Vorschein: Doch Freitag der 13. brachte im März 2020 den Veranstaltern des Mittelalterlichen Jahrmarktes im Herzogenriedpark kein Glück, der Markt wurde wegen Corona abgesagt. Foto: Dieter Leder
Für was die Grünen einst plakatiert haben, kommt vielleicht erst beim nächsten Regenscheuer ans Tageslicht. Die Lücken im Maskenpflichtplakat in der Breiten Straße lassen allerdings schon erste Rückschlüsse zu. Foto: Dieter Leder
Statt Maskenpflicht gbt es in der Breiten Straße Klimaprotest und Grüner Protest gegen die Wohnungspolitik des mitterweile zurückgetretenen CDU-Bundestagsabgeordenten Nikolas Löbel. Foto: Dieter Leder
Noch ist geplant, das 5. Zeltfestival Rhein-Neckar im Mai und Juni 2021 auf dem Maimarktgelände stattfinden zu lassen. Doch statt Musik gibt es derzeit Corona: Die bereits fertigen Plakate für das Festival wurden für den Maskenschutz überklebt, wie das abgewaschene Maskenplakat in der Fressgasse zeigt. Foto: Dieter Leder
Wer am 22. Oktober 2019 die Heidelberger Ausbildungstage besuchte, ist heute möglicherweise schon in Ausbildung und erinnert sich dank dem abgefallenen Maskenplakat von 2021 in der Kunststraße an seinen ersten Kontakt zum Ausbildungsbetrieb. Foto: Dieter Leder
Ein noch intaktes Plakat weist im März 2021 auf die Maskenpflicht in der Fressgasse in Mannheim hin, doch unter dem völlig durchnässtem Papier scheint die Werbung für die Viernheimer Hochzeitsmesse am 25. Oktober 2020 durch. Die Messe fand sechs Tage vor dem Lockdown statt. Foto: Dieter Leder
So sieht ein intaktes Plakat für das Tragen der Mund- und Nasenbedeckung aus, wobei das Plakat in Q6/Q7 in der rechten unteren Ecke schon leichte Auflösungserscheinungen zeigt. Foto: Dieter Leder
„Ältere Plakate werden häufig mit denen aus einem neueren Plakatierungsauftrag überklebt“, wie eine Sprecherin der Stadt auf Anfrage erklärt, „das entspricht der üblichen Vorgehensweise bei Plakatwerbung.“ Denn nicht grundsätzlich wird für jedes neue Plakat ein neuer Träger verwendet wird und zudem gibt es nur eine begrenzte Anzahl an Plakatierungsflächen, so ihre weitere Ausführungen. Daher kann es unter Umständen – wie jetzt durch den Regen der vergangenen Tage – passieren, dass ältere Plakate wieder zum Vorschein kommen. Oder auch neuere Plakate zum Vorschein kommen, die eigentlich auf zukünftige Veranstaltungen hinweisen sollten: Auch das entspricht der üblichen Vorgehensweise bei Plakatwerbung, wie es aus dem Rathaus heißt.
Doch die Sehnsucht hinter den Corona-Plakaten lockt nur von kurzer Dauer, wie die Pressesprecherin noch ergänzt: „Dem Fachbereich Sicherheit und Ordnung ist der Sachverhalt bekannt. Neue Plakate wurden bereits beauftragt, um diese schnellstmöglich auszutauschen.“