„Wir wollen doch nur Musik machen!“ Es klingt so, als wolle sich Gitarrist Wolfgang Amann rechtfertigen und im Namen der Band entschuldigen, dass sie zusammen das machen, was sie eigentlich lieben: Musik. Im derzeitigen Lockdown ist das sicherlich angebracht, ein Lockdown, der die Musikbranche besonders hart trifft. Schon letztes Jahr hätten sie nur drei Konzerte spielen können, wie der Schlagzeuger der Band Thomas Münster berichtet: „Es war tote Hose.“ Und auch eine Perspektive gibt es derzeit für die Musiker der T-Band noch immer nicht.
Lockdown-Lethargie machte sich breit, die Band spielte nicht mehr, es gab auch keine Proben mehr. Für was auch: „Ohne Ziele verliert man sich“, wie Münster die tote Zeit noch höflich umschreibt. Unzufriedenheit und Frustration beherrschten lange Zeit die Band, die Ungewissheit und fehlende Perspektiven drückten schwer auf das Gemüt der Musiker.
Konzerte auf der Strahlenburg
Es musste etwas passieren, um aus dieser Lethargie auszubrechen: „Wir wollten etwas in der Region machen“, wie sich Münster erinnert. Es war jedoch Marcel Millot, Münsters ehemaliger Musik- und Studienkollege aus Los Angeles, der ihm die zündende Inspiration für ein besonderes Online-Konzert lieferte. Und auch mit seiner Idee für die Location brauchte Münster die anderen Bandmitglieder nicht lange überreden: „Hier oben auf der Strahlenburg wollte ich schon immer mal ein Konzert geben“, wie Sänger Klaus Schenk von seinen Träumen erzählt.
Der Traum wurde war, die T-Band steht auf der Burgterrasse der Strahlenburg und genießt beim Sonnenuntergang den Blick über Schriesheim hinweg in die weite Rheinebene hinüber in die Pfalz. Die Burg ist derzeit Corona-bedingt geschlossen, ebenso auch der Burggasthof. Doch die T-Band erweckt die geschlossene und verschlafene Location zu neuem Leben. Im großen Burgsaal, dort wo noch bis in die 70er Jahre samstags zum Tanz gebeten wurde und heute normalerweise exklusive Bankette stattfinden würden, haben sie eine komplette Bühne aufgebaut.
Wie aus drei Wochen zwei Monate wurden
Die vielen Teppiche zum Schallschutz vermitteln ein behagliches Bild in Mitten all der Technik und Musikinstrumente, es ist ein perfektes Ton- und Filmstudio geworden, das sie mit tatkräftiger Unterstützung von Helfern und Sponsoren dort einrichten konnten: Licht, Technik und die Traversen stellt beispielsweise Florian Tomuschat von der Hirschberger ET-Events zur Verfügung.
Doch der musikalische Neuanfang war zunächst schwieriger als gedacht, das berichten die Bandmitglieder übereinstimmend: „Nach so langer Pause kannst du nicht einfach los spielen“, wie Gitarrist Jörg Dalmolin noch weiter ausführt: „Wir haben gut zwei Wochen gebraucht, bis wir wieder so richtig im Takt waren.“ Zwei Mal die Woche probte die T-Band auf der Strahlenburg und nahm mit dem Tontechniker Marcel Geier schließlich 15 Songs in bester Soundqualität sowie mit dem professionellem Filmteam um Luca Meyer und Nadine Habasch von der Sinan Kleb Filmproduktion die entsprechenden Videos auf. Die produzierten auch einen Trailer, der einen Einblick hinter die Kulissen und insbesondere auch auf den Aufbau des Studios gibt:
Das Video ist bereits online auf YouTube, doch für die eingespielten Songs muss sich das Publikum noch ein wenig gedulden, denn die sollen nach und nach erst ab Mitte oder Ende April auf YouTube eingestellt werden. Burg-Konzerte nennt die T-Band ihre Einspielungen, auch wenn die eigentlich kein Konzert sind und auch kein Publikum anwesend ist. Mit ihren Burg-Konzerten möchte die T-Band sich bei ihren Fans aus dem Lockdown melden und ihnen exklusiv die Burg-Konzerte Corona-gerecht als Konzert nach Hause liefern. Auch graphisch wurde die Band aktiv, selbst ein eigenes Logo haben sie für ihre Burg-Konzerte entworfen.
„Es war eine tolle Motivation“, wie Bassist Mirko Amann die Produktionszeit beschreibt. Ursprünglich waren nur drei Wochen für das Projekt eingeplant, doch „mittlerweile sind wir über zwei Monate hier“, wie Münster noch ergänzt. In dieser Zeit haben sie nicht nur bekannte Songs aufgenommen, irgendwann ist die T-Band dabei über sich hinaus gewachsen: „Lass uns mal neue Songs ausprobieren“, erinnert sich Frontmann Klaus Schenk an den Moment, als die Motivation plötzlich in eine neue Richtung ging.
Vom Solsbury Hügel zum Ölberg
Gitarrist Dalmolin spricht von einer ganz besonderen Leichtigkeit, die die Musiker plötzlich überkommen habe: „Was früher technisch und spielerisch undenkbar und unmöglich war, spielen wir heute dank der Motivation aus den Burg-Konzerten ganz selbstverständlich.“ Während er den Namen von Peter Gabriel nennt, den ehemaligen und legendären Frontmann der Gruppe Genesis, greift Dalmolin wie an einer Luftgitarre die Akkorde aus dem legendären Gabriel-Hit Solsbury Hill nach: „Gabriel war früher undenkbar für uns, das ging nicht, das war eine andere Welt.“
Solsbury Hill entstand im Jahre 1977 kurz nach der völlig überraschenden Trennung Gabriels von der Gruppe Genesis: Vordergründig beschreibt Gabriel in seinem ersten Solo-Hit spirituelle Erfahrungen beim Aufstieg auf den Solsbury Hügel. Doch der Song thematisiert den Ausbruch aus festen Konventionen und gibt Mut für eine neue Zukunft. Altes aufgeben, bewährte Sicherheiten verlieren, loslassen, Neues wagen, etwas Verrücktes tun, Wasser in Wein verwandeln: Peter Gabriel ging es mit Solsbury Hill um den leichten und erwartungsvollen Beginn in einer neuen aber schwierigen Zeit, die sich für ihn im Nachhineien als sehr erfolgreich erwies.
Trennung ist definitiv kein Thema bei der T-Band, aber Drummer Münster beschreibt die Problematik im derzeitigen Lockdown ähnlich der von Gabriel im Jahre 1977: „Keiner weiß, wohin die Reise geht.“ Außer dass der Schriesheimer Berg mit der Strahlenburg nicht Solsbury Hügel sondern Ölberg heißt, sind die inhaltlichen Parallelen der T-Band zu Solsbury Hill dabei nicht zu überhören: Schwierige Zeiten können auch als Motivation für etwas Neues verstanden werden. So wie von Gabriel besungen setzt es die T-Band gerade um und startet mit neuer Motivation und bislang unbekannten Möglichkeiten und Fähigkeiten aus dem Lockdown: Solsbury Hill ist einer ihrer neuen Coversongs, und vielleicht auch einer ihrer wichtigsten.
„Wir hoffen sehr, dass die Leute mit unsrer neuen Musik auch inspiriert werden.“ T-Band Frontmann Schenk hofft damit, dass sie Gabriels Botschaft mit Solsbury Hill auch an ihr Publikum weitergeben können um den Lockdown ebenfalls kreativ zu nutzen. Ihre Lethargie haben sie hinter sich gelassen und sehen als neue T-Band dank der Burg-Konzerte sehnsüchtig und erwartungsvoll dem ersten Live-Konzert vor Publikum nach dem Lockdown entgegen.
Vorbereitungen auf das Bühnenjubiläum?
Die Burg-Konzerte können aber auch als interne Vorbereitungen auf eine ganz besondere Konzertsaison in diesem Jahr verstanden werden: Die T-Band wird es sicherlich ordentlich krachen lassen, wenn sie dieses Jahr ihren dreißigsten Geburtstag feiern wird. Da kommt dann nicht nur die Motivation am Ende des Lockdown mit ins Spiel, sondern auch noch eine fast kindliche Vorfreude auf den Geburtstag. Die Musiker der T-Band sind jedenfalls bereit für einen rasanten Neustart in einem wahrlich besonderen Jubiläumsjahr und fassen ihre wiedergewonnene Energie so zusammen: „Wenn es morgen losgeht, können wir heute schon anfangen!“
Auch das Publikum muss nicht bis morgen warten, bis es losgeht und die T-Band ihre neu produzierten Burg-Konzerte ab Mitte April veröffentlicht: Die Motivationshymne Solsbury Hill in der begnadeten Coverversion der T-Band läuft bereits mehr als vier Minuten im gerade veröffentlichten YouTube-Burg-Konzert-Trailer.