Die drei Parteien AfD, SPD und die Linken haben in Mannheim viel gemeinsam, zumindest was ihre Wahlplakate anbelangen. Viele davon hängen falsch, die Plakatierungsrichtlinie der Stadt wird dabei bewusst missachtet. Dabei hat jede einzelne der drei Parteien eine eigene Missachtungsstrategie. Und noch etwas verbindet alle drei Parteien: Keiner möchte darüber reden.
AfD missachtet über alles
Die AfD hat erst spät angefangen zu plakatieren. Die brauchen sich auch nicht zu beeilen, die AfD hängt ihre Plakate aus Angst vor mutwilliger Beschädigung ohnehin fast unerreichbar ganz weit oben an den Masten und Pfosten auf, weit über allen anderen Plakaten. Um die anderen Plakate braucht sie sich damit nicht zu kümmern.
Und das macht die AfD sogar sprichwörtlich. Dass bereits zwei Plakate an einer Laterne hängen und damit gemäß Richtlinie kein drittes Plakat dazu gehängt werden darf, gilt offenbar ausgerechnet nicht für die AfD. Nahezu im gesamten Stadtgebiet sind Ende August die dritten, vierten, bisweilen sogar die fünften Plakate dazu gekommen – es waren vorrangig die nicht ordnungsgemäß gehängten Plakate der AfD. Auch an diversen Verkehrszeichen hängt die AfD gerne ihre Plakate auf, wie zu beobachten ist.
Jörg Finkler, der Direktkandidat der AfD in Mannheim, hat auf eine Presseanfrage zunächst reagiert. Als es dann aber um die Plakatierung der AfD gehen sollte, hat er sich nicht mehr gemeldet.
SPD in guter Missachtungs-Tradition
Die südwestliche Ecke Nationaltheater hin zum Friedrichsring hat langsam das Potential zum SPD-Wallfahrtsort: Wessen Plakate dort schon alles hingen! Bereits Stefan Fulst-Blei grüßte von dort ab Februar diesen Jahres seine Anhänger, bevor er im März wieder in den Landtag von Baden-Württemberg gewählt wurde. Ebenso auch Boris Weirauch.
Nach der Landtagswahl wurde der Werbeträger allerdings nicht entfernt, er blieb einfach stehen und wurde statt dessen mit neuen Plakaten überklebt: So machte der Mannheimer Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz gleich im Anschluss Werbung für eine SPD-Veranstaltung. Über die folgenden Monate warb die SPD-Gemeinderatsfraktion für ihre zahlreichen Veranstaltungen bis die SPD-Bundestagskandidatin Isabel Cademartori ab August den Werbeträger für ihren Wahlkampf nutzte. Aktuell wirbt dort der SPD-Bundestagskandidat Olaf Scholz um Respekt.
Dabei darf dort am Goetheplatz gemäß Plakatierungsrichtlinie kein Plakat hängen, weder heute noch im März noch in der Zeit dazwischen. Cademartori ist darüber informiert, ebenso wie die SPD-Gemeinderatsfraktion: Beide haben seit März Kenntnis von dem nicht ordnungsgemäß aufgehängten Plakat. Auch 6800.info berichtete bereits über diese Plakate. Doch statt das Plakat abzuhängen wurde es über Monate hinweg immer wieder neu überklebt.
Die Ignorierung der Plaktierungsrichtlinie ist bei der SPD kein Einzelfall. Wie das Beispiel am Nationaltheater zeigt, hat sie mittlerweile Tradition. So finden sich aktuell auch wieder in der gesamten Stadt viele nicht ordnungsgemäß gehängte Plakate der SPD und auch ihrer Kandidatin: Kaum eine Richtlinie wird dabei beachtet. Zuletzt kamen noch weitere Plakate hinzu, die auch wieder zu beanstanden sind: Auf mehrere Anfragen zur Plakatierung hat Cademartori und auch die SPD nicht geantwortet.
Wie link die Linken plakatieren
Melis Sekmen, die Direktkandidatin der Grünen, darf kritisiert werden, dass sie an der Ecke Kolpingstraße und Lameystraße nur eines von zwei ihrer falsch gehängten Plakaten entfernt hat: Wegen der Nähe des Mastens zum Kreuzungsbereich dürfen dort keine Plakate hängen.
Die Freude über das abgehängte Plakat währte nicht lange, offenbar ist die Ecke wie auch die gesamte Kolpingstraße ein interessantes Gebiet zum plakatieren: Denn keine 24 Stunden, nachdem Sekmen ihr Plakat entfernt hatte, hing bereits ein neues Plakat an der Stelle, an der kein Plakat hängen darf. Die Linken haben die entstandene Lücke genutzt und statt dem freiwillig abgehängtem Plakat der Grünen hängt dort nun ein Plakat der Linken.
Im gesamten Stadtgebiet haben die Linken massiv plakatiert und sich dabei an kaum eine Richtlinie gehalten. Auf gesperrten Flächen, auf falschen Straßenseiten, an Verkehrszeichen, in Kreuzungsbereichen und an Haltestellen. Selbst vor dem auf dem Waldhof geborenen früheren Fußball-Bundestrainer Sepp Herberger haben sie kein Respekt: Die Linken sind die Einzigen, die verbotenerweise am Seppl-Herberger-Platz auf dem Waldhof plakatieren.
Fragen zur Plakatierung der Linken hat die Direktkandidatin Gökay Akbulut nicht beantwortet. Die Linken plakatieren statt dessen munter weiter. Es sind mittlerweile so viele Plakate, dass gefühlte Zweifel aufkommen, ob nicht auch die Beschränkung auf 500 Plakate missachtet wurde.